Trauer um Prof. Dr.-Ing. Ernst Dieter Gilles
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Dynamik komplexer technischer Systeme Magdeburg trauern um ihren Gründungsdirektor Prof. Dr.-Ing. Ernst Dieter Gilles.
Ernst Dieter Gilles ist am 12. Juni 2019 im Alter von 84 Jahren in Stuttgart verstorben. Er wird im engsten Kreis seiner Familie, Freunde und Weggefährten beigesetzt.
Prof. Gilles war Emeritiertes Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts (MPI) für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg. Er war von 1997 bis 2008 Direktor am Institut und leitete bis 2011 die Fachgruppe Systembiologie. Im Jahr 1999 wurde er zum Honorarprofessor an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg berufen.
„Uns alle hat die Nachricht zum Tod von Herrn Gilles sehr bestürzt. Als Gründungsdirektor unseres Instituts hat Ernst Dieter Gilles mehrere Generationen von Absolventen und Doktoranden geprägt und diesen zu ausgezeichneten beruflichen Karrieren in Forschung und Industrie verholfen. Als einer seiner ehemaligen Doktoranden aus Stuttgart gehöre auch ich dazu, weshalb mir diese Nachricht besonders nahegeht.“, sagt Prof. Dr.-Ing. Udo Reichl, derzeit Geschäftsführender Direktor am MPI Magdeburg. „Ich weiß, dass wir alle jetzt sicher Zeit brauchen, um diese Situation zu verarbeiten und die weiteren Schritte zu gehen, um dem Andenken an Prof. Gilles angemessenen Raum zu geben. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Zdenka Gilles und seinen Hinterbliebenen.“, so Prof. Reichl.
„Wir werden uns an ihn erinnern als einen Menschen, der mit Leib und Seele Wissenschaftler war, Visionen entwickelte und umsetzte und dabei aufgrund seines Humors und seiner freundlichen Art bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr beliebt war“, sagt Dr.-Ing. Steffen Klamt, einer seiner ehemaligen Doktoranden und jetzt Fachgruppenleiter am MPI.
Pionier der System- und Regelungstheorie, der Chemischen Verfahrenstechnik und der Systembiologie
Als Wissenschaftler und Hochschullehrer prägte Prof. Gilles die theoretische und angewandte Grundlagenforschung und war ein angesehener Mentor und Unterstützer des wissenschaftlichen Nachwuchses. Ein wesentliches Verdienst seiner Forschungstätigkeit war es, fortgeschrittene Methoden in der System- und Regelungstheorie zu etablieren und diese neuen Techniken auf gegenwärtige Fragestellungen in den Ingenieur- und Naturwissenschaften anzuwenden. Zu den Anwendungsfeldern zählten Themen wie die Regelung und Steuerung verfahrenstechnischer und chemischer Prozesse, die Entwicklung automatischer Navigationssysteme für Binnenschiffe sowie Anwendungen in der Systembiologie und der Biotechnologie.
Von zentraler Bedeutung für die Einrichtung von Max-Planck-Instituten ist stets die Identifikation geeigneter Wissenschaftlerpersönlichkeiten, die ein zukunftsträchtiges Forschungsgebiet an vorderster Front bearbeiten und darüber hinaus über die für den Aufbau eines Forschungsinstituts erforderlichen Führungsqualitäten verfügen. Mit Prof. Gilles konnte die Max-Planck-Gesellschaft 1997 den in Deutschland führenden System- und Regelungstechniker für diese Aufgabe gewinnen, womit es gelang, zahlreiche führende und hochkompetente System- und Regelungstechniker sowie theoretisch und experimentell arbeitende Wissenschaftler, nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt nach Magdeburg zu holen.
Seine herausragende Expertise in der System- und Regelungstheorie, sein Gespür für die Identifizierung neuer Fragestellungen und Trends in den Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie seine Umsicht als administrativer Leiter legten den Grundstein für die sehr erfolgreiche Entwicklung des Magdeburger Max-Planck-Instituts.
Vita Prof. Dr.-Ing. h.c. mult. Ernst Dieter Gilles (16. Mai 1935 – 12. Juni 2019)
Prof. Ernst Dieter Gilles wurde am 16. Mai 1935 in St. Goarshausen geboren. Er promovierte 1963 an der Technischen Hochschule Darmstadt. Nach der Habilitation für das Fach Regelungstechnik ebendort im Jahre 1966 wurde er 1968 Ordentlicher Professor und Direktor am Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik der Universität Stuttgart, wo er bis zum Jahre 2005 wirkte. Er war Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und von 1997 bis 2008 Direktor des Magdeburger Max-Planck-Instituts für Dynamik komplexer technischer Systeme Magdeburg, wo er bis 2011 die Fachgruppe Systembiologie leitete. Ab 1999 war er Honorarprofessor an der Universität Magdeburg.
Ernst Dieter Gilles wurde vielfach für seine Leistungen geehrt und ausgezeichnet: Ihm wurden vier Ehrendoktorwürden verliehen, unter anderem von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (2005). Seine Leistungen wurden u. a. mit dem DECHEMA-Preis der Max-Buchner-Forschungsstiftung (1967), der Carl-Friedrich-Gauß-Medaille (1992), dem Ernest-Solvay-Preis (1992), dem Nordic Process Control Award (2004), dem Karl-Küpfmüller-Ring (2005) und der Arnold-Eucken-Medaille (2006) gewürdigt. Ernst Dieter Gilles wurde zum Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (1998), zum Korrespondierenden Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft (2000), zum Außerordentlichen Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2001) und zum Mitglied im Konvent der Technikwissenschaften der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (2002) berufen. Von 1990 bis 1996 war er Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Im Jahr 2013 wurde ihm die Ehre zuteil, sich in das Goldene Buch der Landeshauptstadt Magdeburg einzutragen.