5. IMPRS Summer School zu „Entscheiden unter Unsicherheiten“ in den Ingenieurwissenschaften
Die Sommerschule vom 28. August bis 1. September 2017 mit 50 Teilnehmern am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme Magdeburg beschäftigte sich mit dem gegenwärtig intensiv erforschten Thema "Entscheidungen unter Unsicherheiten". Die Sprecher kamen aus Industrie, angewandter Mathematik und ingenieurwissenschaftlicher Forschung. In praktischen Kursen konnten die Teilnehmer die neu erworbenen Kenntnisse anwenden und Anregungen für die Umsetzung ihrer eigenen wissenschaftlichen Projekte mitnehmen. Die Summer School wurde von der International Max Planck Research School for Advanced Methods in Process and Systems Engineering Magdeburg (IMPRS) ausgerichtet.
Nach einer Woche mit Vorträgen und praktischen Tutorials, geleitet von renommierten Sprechern aus Industrie, Ingenieurwissenschaften und Systemverfahrenstechnik aus Pittsburgh, Toronto, London, Zürich, Berlin und Magdeburg, ist am Freitag, 1. September 2017, die 5. Summer School IMPRS Magdeburg zu Ende gegangen. Die Sprecher ermöglichten einen Blick über den Tellerrand und berichteten von Anwendungen aus der Industrie, wie zum Beispiel zu mathematischen Entscheidungshilfen in der medizinischen Forschung oder für den Entwurf von Triebwerken.
In ihren Forschungsaufgaben haben die Doktoranden der IMPRS Magdeburg, ausgebildete Verfahrenstechniker und Mathematiker, bestehende und neue komplexe chemische oder biotechnologische Produktionsprozesse im Blick. Es gilt, die beteiligten Prozessparameter sowie die Dynamik der Prozesse in verschiedenen Konfigurationen mathematisch zu modellieren und zu verstehen. Die mathematische Optimierung dieser Modelle ist dazu, neben theoretischer Betrachtung und experimenteller Untersuchung, ein zentraler Bestandteil der Ingenieurwissenschaften.
Für alle Prozesse, zum Beispiel für Vorhersagen zur Effizienz eines industriellen Prozesses, sind Unsicherheiten von Modellparametern und Prozesseingangsgrößen zu berücksichtigen. Die Prozessoptimierung unter Berücksichtigung von Unsicherheiten ist eine wesentliche Herausforderung in den Ingenieurwissenschaften, insbesondere wenn komplexere Strukturen und Systeme gestaltet werden sollen. Hierfür erhielten die Doktoranden im Rahmen der Sommerschule wertvolle Impulse.
Jennifer Uebbing, 25, hat ihren Masterabschluss in Mathematik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg erlangt und ist seit August 2017 Mitglied der IMPRS. Sie forscht im Kooperationsprojekt Altmarkenergie. Konzepte zur Speicherung elektrischen Stroms aus erneuerbaren Energien sollen in Zusammenarbeit mit regionalen Energieerzeugern und -versorgern entwickelt werden. Ein Schlagwort ist die Optimierung von Power-to-Gas-Prozessen.
Verschiedene Anlagenkonfigurationen wird Jennifer Uebbing mittels eines Computermodells analysieren, am Rechner einen kompletten Prozess bzw. eine komplette Anlage zusammenbauen und die Parameter finden, die in Hinsicht auf die letztendlich nutzbare Energie das beste Ergebnis liefern. Die mathematische Unsicherheit besteht für Jennifer Uebbing darin, „nicht genau zu wissen, zu welchem Zeitpunkt wie viel Strom zur Verfügung stehen wird. An dieser Stelle müssen unbekannte Größen abgeschätzt werden. Für mich war in dieser Woche besonders interessant, inwieweit verschiedene Voraussetzungen an diese Größen das mathematische Modell beeinflussen.“, sagt sie.
Auch Jens Bremer, 29, gibt die Sommerschule "neue Anreize und Ideen für die Umsetzung meines Projektes“. Jens Bremer hat an der Technischen Universität Berlin Energie- und Verfahrenstechnik studiert. Seit Oktober 2014 ist er Mitglied der IMPRS und als Studentenvertreter aktiv in die Organisation eingebunden. In seiner Promotionsarbeit betrachtet er einen Methanisierungsreaktor. Dafür hat er ein Reaktormodell entwickelt, mit dem sich das dynamische Verhalten der katalytischen Wandlung zu Methan beschreiben lässt. Sein Modell füttert er zwar mit physikalischen Annahmen, allerdings kann die Realität nie exakt beschrieben werden bzw. lassen sich bestimmte Zustände im Reaktor nicht messen. Ein Ansatz ist es, diese Unsicherheit zwischen mathematischem Modell und Realität zu berücksichtigen, um eventuell aufkommende Fehler zu minimieren. „Eine Unsicherheitsbetrachtung kann dazu beitragen, der Realität deutlich näher zu kommen.“ Thematisch lag Jens Bremer besonders der Vortrag von Prof. Ignacio E. Grossmann von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, USA, am Herzen, einer Ikone in der Systemverfahrenstechnik.