Magdeburger Mathematiker Dr. Martin Stoll mit Richard-von-Mises-Preis ausgezeichnet

7. März 2016
Dr. Martin Stoll, 36, wurde heute der Richard-von-Mises-Preis 2016 der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik (GAMM) verliehen. Dr. Martin Stoll ist Leiter der Forschungsgruppe "Numerische lineare Algebra für dynamische Systeme" am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme Magdeburg. Er erhält den Preis für seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Angewandten Mathematik, unter anderem für die Entwicklung von robusten Verfahren zur schnellen Lösung und Optimierung von partiellen Differentialgleichungen. Die Verleihung fand im Rahmen der 87. GAMM Jahrestagung (gemeinsam mit der DMV Jahrestagung) in Braunschweig statt. Der Preis ist mit 1.000 EUR dotiert.

Viele Prozesse in den Lebens- und Ingenieurwissenschaften werden mit Hilfe von partiellen Differentialgleichungen modelliert. Partielle Differentialgleichungen werden hierbei genutzt, um eine Vielzahl von Phänomenen zu beschreiben, sei es von der Simulation eines Passagierflugzeuges bis hin zum Transport in einem Ionenkanal.

Dr. Martin Stoll und die Wissenschaftler in seiner Forschungsgruppe "Numerische lineare Algebra für dynamische Systeme" am Max-Planck-Institut Magdeburg entwickeln neue Algorithmen und Verfahren, die es erlauben, mathematische Modelle aus verschiedensten Anwendungen effizient auszuwerten.

Martin Stoll interessiert sich in seinen Forschungsarbeiten insbesondere für die Entwicklung und theoretische Untersuchung von Algorithmen, die partielle Differentialgleichungen lösen. Um diese Gleichungen auszuwerten, zum Beispiel für die Simulation eines Modells oder die Optimierung von Parametern, müssen sie vorher diskretisiert werden. Die daraus resultierenden diskreten Probleme sind typischerweise sehr groß und können nicht mit  herkömmlichen Methoden gelöst werden. Martin Stolls Ziel ist es, robuste und genaue Verfahren zu entwickeln, die das Lösen in angemessener Zeit erlauben.

Die numerische Simulation von Phasenfeldmodellen in 3D und die Optimierung von Strömungsmodellen unter Unsicherheiten sind dabei zwei von Martin Stolls Hauptarbeitsgebieten. „In beiden Bereichen gehört Dr. Stoll inzwischen zu den weltweit führenden Forschern, mit seinen Methoden lassen sich nun Probleme rechnen, die noch vor wenigen Jahren nicht vorstellbar waren. Gleichungssysteme mit 10 Milliarden Unbekannten können unter Ausnutzung der zugrunde liegenden Strukturen mit den neuen Techniken nun auf herkömmlichen Desktop-Computern gelöst werden.“, so Prof. Dr. Peter Benner, Direktor am Max-Planck-Institut Magdeburg, in seinem Empfehlungsschreiben an die GAMM.

 

Dr. Martin Stoll, geboren 1980 in Bützow, schloss seine Diplomarbeit in Mathematik an der Technischen Universität Chemnitz im Jahr 2005 ab. Von 2005 bis 2008 promovierte er am Institut für Mathematik der Universität in Oxford, Großbritannien, in der Gruppe Numerische Mathematik von Prof. Andrew Wathen. Nach der Promotion schloss sich eine zweijährige Forschungszeit am neugegründeten OCCAM Zentrum für Angewandte Mathematik in Oxford an.

Im Jahr 2010 wechselte Martin Stoll in die Fachgruppe "Numerische Methoden der System- und Regelungstheorie" am Max-Planck-Institut Magdeburg (Leitung: Prof. Dr. Benner). Im Sommer 2013 wurde unter der Leitung von Martin Stoll die Arbeitsgruppe "Numerische lineare Algebra für dynamische Systeme" (W2 Max Planck Forschungsgruppe) ins Leben gerufen.

Martin Stoll engagiert sich darüber hinaus unter anderem in drei GAMM Fachgemeinschaften sowie als Mentor im SIAM Student Chapter, einer Studierendengruppe der Gesellschaft für Industrielle und Angewandte Mathematik (Society for Industrial and Applied Mathematics SIAM).

 

Die internationale Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik GAMM verleiht seit 1989 jährlich den Richard-von-Mises-Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Angewandten Mathematik und Mechanik. In 2016 wird er an die beiden Preisträger Dr. Martin Stoll (MPI Magdeburg) und Jun.-Prof. Dr.-Ing. Josef Kiendl (TU Braunschweig) verliehen.

Richard von Mises war ein österreichisch-amerikanischer Mathematiker, der unter anderem auf dem Gebiet der numerischen Mathematik und Strömungsmechanik forschte und sich um die Entwicklung von Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie einen Namen gemacht hat.

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