Max-Planck-Institut Magdeburg ehrt Gründungsdirektor Prof. Dr.-Ing. Ernst Dieter Gilles
Das Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme Magdeburg würdigt die Verdienste von Prof. Dr.-Ing. Ernst Dieter Gilles als Gründungsdirektor aus Anlass seines 80. Geburtstages am 16. Mai 2015. Mit seinen wegweisenden Arbeiten zu verschiedenen Aspekten des zellulären Stoffwechsels und der zellulären Regulation sowie der Integration von Biologen und Modellierern in seiner Arbeitsgruppe gilt Prof. Gilles als einer der Pioniere der Systembiologie.
Prof. Ernst Dieter Gilles ist der Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Dynamik komplexer technischer Systeme Magdeburg. Er war von 1997 bis 2008 Direktor am Institut und Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Ab 1999 war er Honorarprofessor an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Bis 2011 leitete Prof. Gilles die Fachgruppe Systembiologie am Max-Planck-Institut Magdeburg.
Pionier der Systembiologie
Als Wissenschaftler und Hochschullehrer hat Ernst Dieter Gilles eine Generation von Absolventen und Doktoranden geprägt und zu glänzenden beruflichen Perspektiven geführt. Die mathematisch-theoretische Beschreibung chemischer Prozesse ist charakteristisch sowie die Anwendung auf vorwiegend regelungstechnische Probleme. Er gilt als Repräsentant der „Stuttgarter Schule“. An seinem damaligen Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik an der Universität Stuttgart wendete er sich intensiver der mathematischen Modellierung zellulärer Systeme zu. Seine Vision bestand darin, etablierte Methoden aus der Systemtheorie und Regelungstechnik verstärkt für die computergestützte Analyse von molekularbiologischen Prozessen einzusetzen. Mit seinen wegweisenden Arbeiten zu verschiedenen Aspekten des zellulären Stoffwechsels und der zellulären Regulation sowie der konsequenten Integration von Biologen und Modellierern in seiner Arbeitsgruppe gilt Prof. Gilles als einer der Pioniere der Systembiologie. Diese Forschungsrichtung setzte sich zu Beginn des neuen Jahrtausends als ein neuer methodischer Ansatz für die immer stärker datengetriebene Biologie durch.
Herausragende Wissenschaftlerpersönlichkeit
Von zentraler Bedeutung für die Einrichtung von Max-Planck-Instituten ist stets die Identifikation geeigneter Wissenschaftlerpersönlichkeiten, die ein zukunftsträchtiges Forschungsgebiet an vorderster Front bearbeiten und darüber hinaus über die für den Aufbau eines Forschungsinstituts erforderlichen Führungseigenschaften verfügen. Mit Prof. Dr.-Ing. Ernst Dieter Gilles konnte 1997 aus Stuttgart der in Deutschland führende System- und Regelungstechniker für diese Aufgabe gewonnen werden.
Seine herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten, sein Gespür für neue Fragestellungen und Entwicklungen sowie seine Umsicht als administrativer Leiter waren die Basis für eine erfolgreiche Startphase des Max-Planck-Instituts für Dynamik komplexer technischer Systeme Magdeburg.
Im Juni 1998 nahm das Max-Planck-Institut mit zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seine Arbeit in Magdeburg auf, nachdem der Senat der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. im Jahr 1996 die Gründung des Max-Planck-Instituts für Dynamik komplexer technischer Systeme, des ersten ingenieurwissenschaftlich ausgerichteten Instituts der Max-Planck-Gesellschaft, beschlossen hatte.
Stärkung des Wissenschaftsstandorts Magdeburg
Der Standort Magdeburg wurde gewählt, weil die Otto-von-Guericke-Universität ein breites Spektrum an ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen und Forschungsschwerpunkten bietet. Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg würdigte die Verdienste von Prof. Gilles um die Förderung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit der Universität und als Initiator mehrerer zukunftsweisender interdisziplinärer Studiengänge (Systemtechnik und technische Kybernetik sowie Biosystemtechnik) im Jahr 2005 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde.
Am Max-Planck-Institut Magdeburg sind seit 1998 mehr als 200 gut ausgestattete Arbeitsplätze für hochqualifiziertes Personal entstanden, angeschoben durch die Grundfinanzierung der Max-Planck-Gesellschaft und vervielfacht durch zahlreiche Drittmittelaktivitäten, wie zum Beispiel ein vom BMBF gefördertes Systembiologie-Zentrum. Viele Stellen sind durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus anderen Bundesländern und dem Ausland besetzt worden.
Nach der Emeritierung von Prof. Gilles im Jahr 2008 verstärkte Prof. Peter Benner ab September 2010 die vierköpfige Direktorenriege des Max-Planck-Instituts Magdeburg und übernahm die Leitung der Abteilung Systemtheoretische Grundlagen der Prozess- und Bioprozesstechnik.
Vita Prof. Dr.-Ing. Ernst Dieter Gilles
Prof. Ernst Dieter Gilles wurde am 16. Mai 1935 in St. Goarshausen geboren. Er promovierte 1963 an der Technischen Hochschule Darmstadt. Nach der Habilitation für das Fach Regelungstechnik ebendort im Jahre 1966 wurde er 1968 Ordentlicher Professor und Direktor am Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik der Universität Stuttgart, wo er bis zum Jahre 2005 wirkte.
Von 1997 bis 2008 war er Direktor des Magdeburger Max-Planck-Instituts für Dynamik komplexer technischer Systeme Magdeburg und Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Ab 1999 war er Honorarprofessor an der Universität Magdeburg. Bis 2011 leitete er die Fachgruppe Systembiologie am Max-Planck-Institut Magdeburg.
Ihm wurden vier Ehrendoktorwürden verliehen, unter anderem von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (2005). Seine Leistungen wurden u. a. mit dem DECHEMA-Preis der Max-Buchner-Forschungsstiftung (1967), der Carl-Friedrich-Gauß-Medaille (1992), dem Ernest-Solvay-Preis (1992), dem Nordic Process Control Award (2004), dem Karl-Kupfmüller-Ring (2005) und der Arnold-Eucken-Medaille (2006) gewürdigt. Ernst Dieter Gilles wurde zum Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (1998), zum Korrespondierenden Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft (2000), zum Außerordentlichen Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2001) und zum Mitglied im Konvent der Technikwissenschaften der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (2002) berufen. Von 1990 bis 1996 war er Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Im Jahr 2013 trug sich Ernst Dieter Gilles in das Goldene Buch der Stadt Magdeburg ein.