Humboldt-Stipendiaten zu Gast aus den USA und Kanada
Im September 2013 konnte das Max-Planck-Institut (MPI) Magdeburg zwei neue Humboldt-Stipendiaten begrüßen. Beide werden in der Forschungsgruppe „Analyse und Redesign von biologischen Netzwerken“ (ARB) unter der Leitung von Dr. Steffen Klamt arbeiten.
Radhakrishnan Mahadevan
Radhakrishnan Mahadevan beschäftigt sich mit der mathematischen Modellierung von mikrobiellen Stoffwechselnetzen. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeiten sind computergestützte Methoden für das Metabolic Engineering. Diese Forschungsrichtung versucht, Bakterien durch genetische Modifikationen gezielt so zu verändern, dass sie industriell relevante Produkte (wie z.B. Bioethanol) in größeren Mengen synthetisieren.
Gruppenleiter Dr. Steffen Klamt beschreibt die gemeinsamen Forschungsaktivitäten: „Unsere Gruppe entwickelt ebenfalls theoretische Methoden zur Analyse und Umge-staltung von Stoffwechselnetzen. Sein Forschungsaufenthalt wird unser Repertoire an Methoden und relevanten Anwendungen erweitern. So wollen wir verschiedene Algorithmen zusammenführen, um beispielsweise mit großen Stoffwechselmodellen (mit mehreren Tausend biochemischen Reaktionen) adäquat umgehen zu können. Letztendlich sollen die Methoden in konkreten Anwendungen im Labor auch eingesetzt und getestet werden“, so Klamt weiter. Da die Forschung von Radhakrishnan Mahadevan nicht zuletzt auch für andere MPI-Gruppen mit Forschungsaktivitäten im Bereich Biosystemtechnik relevant sind, wird eine dauerhafte Kooperation mit der Gruppe von Mahadevan an der Universität Toronto angestrebt.
Radhakrishnan Mahadevan promovierte 2002 an der Universität Delaware (USA) in Chemischer Verfahrenstechnik. Er war von 2002 bis 2006 in der Forschung bei einem Start-up in San Diego tätig. Darauf folgte seine Professorentätigkeit an der Universität von Toronto. Mahadevan wird bis Ende März 2014 am MPI Magdeburg forschen.
Martin Schuster
Martin Schuster wird bis Ende Januar 2014 am Institut zu Gast sein, gefolgt von einem viermonatigen Aufenthalt am Helmholtz-Zentrum in München in der Abteilung Biologische Mathematik. Martin Schuster erwarb im Jahr 2000 seinen Doktortitel in Proteinchemie an der University of North Carolina in Chapel Hill, seine Aufenthalte als Post-doc absolvierte er bis 2006 an der University of Iowa in Iowa City und der University of Washington in Seattle im Bereich der bakteriellen Genetik und Genomik. Bakteriengenetik und Genomik. Seit 2006 arbeitet er als Professor an der Oregon State University in Corvallis, fokussiert sich dort auf die Kombination von mechanischen und evolutionären Ansätzen, um kooperatives Verhalten in Bakterien zu verstehen.
Der in Deutschland aufgewachsene Forscher beschäftigt sich mit der Soziobiologie des pathogenen Bakteriums Pseudomonas aeroginosa. Diese Bakterien geben bestimmte Substanzen in die Umgebung ab, von denen nicht nur das produzierende Bakterium, sondern die gesamte Population profitiert. Im Interesse der aktuellen Forschungsarbeiten besteht die Frage, ob und in welchem Umfang sich Bakterien anreichern, die sich nicht an der Produktion dieser Substanzen beteiligen und die damit auf Kosten der anderen Pseudomonaden leben.
Die Humboldt-Stipendiaten bringen die Arbeit der Forschungsgruppe in erheblichem Maße voran, wie die Betreuerin von Schuster, Dr. Katja Bettenbrock, betont: „Experimentelle Arbeiten in der ARB-Gruppe fokussieren sich ebenfalls auf das Populationsverhalten von Bakterien, in diesem Fall auf Escherichia coli. Auch hier wird untersucht, ob das Verhalten einer einzelnen Zelle von der Anzahl und dem Verhalten anderer E. colis beeinflusst wird. Durch die Untersuchung und den Vergleich von zwei verschiedenen Bakterienarten werden wertvolle Informationen über das sehr interessante Gebiet der Soziomikrobiologie erwartet.“ Aber auch das Institut profitiert von den Gästen, wie Bettenbrock weiter ausführt: „Das Populationsverhalten und die Heterogenität verschiedenster Zellarten (Bakterien, Algen, tierische Zellen) stehen im Fokus mehrerer Gruppen des Instituts. Durch den Aufenthalt von Martin Schuster wird es möglich, neue Zusammenarbeiten zu etablieren und so das Institut auch international weiter zu vernetzen“, so die Wissenschaftle-rin weiter.
Alexander von Humboldt Stiftung
Jährlich ermöglicht die Humboldt-Stiftung über 2.000 Forschern aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. Die Stiftung pflegt ein Netzwerk von weltweit mehr als 26.000 Humboldtianern aller Fachgebiete in über 130 Ländern – unter ihnen 49 Nobelpreisträger.