Max-Planck-Gesellschaft kritisiert Reisebeschränkungen für türkische Forscher

Wissenschaftler brauchen den Zugang zu internationalen Netzwerken

21. Juli 2016

Mit tiefer Bestürzung hat die Max-Planck-Gesellschaft zur Kenntnis nehmen müssen, dass türkische Forscherinnen und Forscher daran gehindert werden sollen, weiterhin aktiver Teil der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft zu sein.

Die Aufforderung des Obersten Hochschulrats der Türkei an die Angehörigen der Lehrkörper ihrer Universitäten, die gerade im Ausland forschen oder lehren, in ihr Heimatland zurückzukehren, und das Verbot, ins Ausland zu reisen, bedeutet für die Wissenschaft einen großen Verlust. Kooperationen über nationale Grenzen hinweg sind die wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit. Reisefreiheit für Wissenschaftler ist unabdingbar damit verknüpft.

Alleine in den Instituten der Max-Planck-Gesellschaft forschten im letzten Jahr fast 200 Gast- und Nachwuchswissenschaftler aus der Türkei. In 18 Forschungsprojekten arbeiten unsere Institute mit türkischen Einrichtungen zusammen. Darüber hinaus unterstützt die MPG an Universitäten in Ankara und Istanbul Nachwuchswissenschaftler mit Partnergruppen.

Die Max-Planck-Gesellschaft wird die türkischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an ihren Instituten auch in dieser schwierigen Situation unterstützen. Die Aufforderung, kurzfristig in die Türkei zurückzukehren, würde de facto eine schwerwiegende Unterbrechung und gegebenenfalls einen Abbruch ihrer wissenschaftlichen Arbeit bedeuten. Gerade junge Wissenschaftler brauchen den Zugang zu internationalen Netzwerken; sie kommen an renommierte Einrichtungen, um zu lernen und ihr wissenschaftliches Profil zu erweitern. Von diesem Austausch profitieren sowohl Institutionen wie die Max-Planck-Gesellschaft, vor allem aber auch die Universitäten der Heimatländer.

Die meisten dieser Wissenschaftler kehren nach erfolgreichem Abschluss ihrer Forschungsprojekte dorthin zurück. Der Erlass des türkischen Hochschulrats, welcher diesen Zugang zu freiem Austausch von Wissen und Erfahrung verhindert, schadet damit nicht nur der internationalen scientific community, sondern vor allem der Wissenschaft in der Türkei, die sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt hat. Diese positive Entwicklung gerät nicht nur durch die Einschränkung der Reisefreiheit in Gefahr. In diesem Zusammenhang appelliert die Max-Planck-Gesellschaft an die Türkei, die laufenden Untersuchungen der Universitäten, der öffentlichen Verwaltung und der Justiz über eine Beteiligung an dem Umsturzversuch mit Augenmaß und rechtsstaatlich fairen Verfahren durchzuführen.

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